Den Menschen begleiten seit der Frühgeschichte schon immer Werkzeuge im weitesten Sinne (z.B. Faustkeile und Steinmesser). Der Einsatz dieser Werkzeuge dient in erster Linie der Sicherung des Überlebens und nicht der Beherrschung der Natur. Es besteht in vielen Fällen eine Scheu, Naturkräfte zu funktionalisieren.
Die biblische Schöpfungsgeschichte führt durch ihre
Betonung der Schöpfermacht Gottes zu einer Entgötterung der Welt. Der Mensch
hat die Freiheit, die Natur zu formen und zu nutzen. Erst in der Renaissance
entsteht der Gedanke, dass der Mensch dazu bestimmt ist, die noch unvollendete
Schöpfung zu vollenden.
Francis
Bacon sieht den Zusammenhang zwischen einem Fortschritt der Wissenschaften und
der Verbesserung der Lebensverhältnisse sehr deutlich. So beschreibt er in
seinem Werk Nova Atlantis schon die Manipulation von Pflanzen und Tieren. Bacon
sieht in der Rückgewinnung der Herrschaft über die Natur, die durch den
Sündenfall verlorengegangen ist, eine wesentliche Aufgabe des Menschen.
Die Industrielle Revolution, die von England ausgeht, bringt mit der Entwicklung der Dampfmaschine eine stärkere Abkopplung des Menschen von seiner Umwelt, da Energie jetzt unabhängig von Wasser- und Windkraft eingesetzt werden kann. Durch die neuen Transportmittel (Eisenbahn, Dampfschiffe) kommt es zu einem schnelleren Austausch von Gütern und Informationen zwischen Ländern und Kulturen.
Viele Menschen verlieren durch den Einsatz von
Maschinen (z.B. die Bandwebstühle) ihre Arbeit und es kommt häufig zu
Maschinenstürmereien, bei denen die Maschinen zerstört werden. Die
Technikkritik hat in dieser Zeit hauptsächlich soziale Ursachen.
Der technische Fortschritt wird zudem oft als
Zerstörer der bisherigen Lebensverhältnisse empfunden, da er teilweise zu einer
Änderung der bestehenden Ordnungen führt.
Das 20.Jahrhundert hat neue Energieträger wie die Atomenergie und das Erdöl erschlossen. Energie kann in der Form der Elektrizität nahezu beliebig erzeugt und verteilt werden. Außerdem sind neue Transport- und Kommunikationsmittel entwickelt worden.
Neben dem großen Nutzen, den die Technik uns bringt,
indem sie uns von schweren und ungesunden Arbeiten entlastet, sehen wir aber
auch die durch die Technisierung entstandenen Probleme heute deutlicher.
Neil Postman und Günther Anders haben auf
unterschiedliche Art Kritik an der Technisierung der Gesellschaft geübt. Ihre
Kritik an der modernen technischen Kultur läßt sich so zusammenfassen, daß der
Mensch zunehmend als das schwächste und unzuverlässigste Element im Umfeld von
Mensch und Technik empfunden wird.
Die Gentechnik bietet neue Möglichkeiten an, Mensch
und Natur zu optimieren. Einige Forscher sehen in dieser „technischen“
Optimierung des Menschen eine Möglichkeit, die Mängel, die durch Erziehung nur
mühsam zu beseitigen wären, direkt zu beheben, weiterzuentwickeln und zu
perfektionieren. Angesichts der Möglichkeiten, die die Gentechnik, aber auch
die Technik allgemein, heute bieten stellt sich die Frage nach dem Wesen des
Menschen neu. Mit dieser Frage ist auch unser Umgang mit den Grenzen des
Lebens, d.h. mit Geburt und Tod eng verknüpft.
Der christliche Glaube bietet keine biologische
Definition für den Beginn und das Ende des menschlichen Lebens an. Aber er kann
uns helfen, eine Orientierung in ethischen Fragen zu finden.
Dem Menschen der Neuzeit ist Gott verlorengegangen.
Er hat seine Sicherheit verloren und ist darauf angewiesen seine Umwelt zu
formen und zu beherrschen.
Christlicher Glaube weiß um die Gefährdungen von
Mensch und Natur. Er weiß aber auch, daß bei allem verständlichen Streben nach
Sicherheit diese nicht durch den Menschen garantiert werden kann. Sie liegt in
Gottes Hand. Der Mensch ist damit von der Last der Verantwortung befreit, ohne
aber verantwortungslos zu sein. Er ist nach christlicher Auffassung als Haushalter
Gottes verantwortlich für seine Mitgeschöpfe.
Die Technik kann dem Menschen helfen, dieser
Verantwortung gerecht zu werden und seine Lebenswelt zu erhalten. Sie darf aber
nicht zum Maß aller Dinge werden, denn das Maß aller Dinge ist nach christlicher
Überzeugung Gott als Schöpfer und Erhalter der Welt.