Die von verschiedenen Seiten nahe gelegte kritische Diagnose wird mehrfach verbunden mit einem Rückruf zu einer Umwertung der - jüdisch-christlichen - Werte und ihrer monistischen Denkform. Diese kann nur erreicht werden im Rückgang zu den von Judentum und Christentum ausgetriebenen mythischen, vorchristlich-germanischen, polytheistisch-pluralistischen Denk- und Lebensformen.
Ich stelle Ihnen eingangs und als zwar partikulare, aber exemplarische Einführung in die Thematik den viel beachteten und fast genauso viel gescholtenen Roman Martin Walsers "Tod eines Kritikers" vor. Dieser Roman ist ein auf Kategorien Friedrich Nietzsches und postmoderner Denker zurückgreifender Schlüssel- und Programmroman. Der 1998 veröffentlichte und großes Aufsehen findende Essay Walsers "Querfeldein" wird zur Klärung der Walserschen Intentionen und als Interpretationshorizont herangezogen.
In einem weiteren Schritt stellen wir die kritischen Dekonstruktionen der exemplarisch demontierten jüdisch-christlich-aufgeklärten linksliberalen Münchner, Frankfurter und Hamburger Hanser- und Suhrkampkultur in den größeren Rahmen einer Reihe anderer, sowohl aktueller wie bleibend relevanter Diskurse über westlichen Lebensstil und Politik hinein.
In einem dritten Schritt fragen wir kritisch zurück nach dem Weg "heraus aus der christlichen Finsternis". Was ist der Preis dieses Rückganges hinter die jüdisch-christlichen und auch aufgeklärt-griechischen Wurzeln unserer abendländischen Kultur? Wir besinnen uns konstruktiv auf den Beitrag, den die so in die Defensive gedrängten jüdisch-christlichen Momente abendländischer Kultur eben für deren Überleben und Zukunftsfähigkeit, ja Zukunftswürdigkeit beitragen können.
Ein letzter, den postmodernen Ansatz konstruktiv aufnehmender Reflexionsgang fragt, ob die wesentlichen Einsichten und Anliegen nicht dort am besten verstanden und aufgenommen werden können, wo man sich der christlichen Tradition und der in Christus eröffneten Wirklichkeit des dreieinigen Gottes gerade wieder zuwendet.
I Martin Walsers "Tod eines
Kritikers" - ein postmoderner Schlüssel- und Programmroman
a) Ein Schlüsselroman
b) Ein Programm-Roman
c) Ein postmoderner Progromm-Roman
1. "Die Vernunft" als Äußerung eines Willen zur Macht
2. Die Vernunft als (Lebens-)Äußerung eines Willen zur Macht
"interpretiert"
3. Der Begriff von Vernunft ist monarchisch-monotheistischer Herkunft
4. Der unbedingte, absolute,
göttliche Geltungsanspruch monarchischer Vernunft führt zu ihren moralischen
Ver-Urteilungen
5. Die monarchische Vernunft ist gewalttätig
6. Die
monarchisch-monotheistische Vernunft lebt von der praktizierten Herabwertung
anderer
d) "Ich vertraue auf ältere Erbschaften"
1. Zusammenfassung
2. Die monotheistische Wurzel allen Übels
3. Positive Würdigung von Religion
4. Die polytheistische Verheißung
II Kontexte der Debatte
a) Peter Handke und Michel Houelebecq
b) Jan Assmann
c) Jacques Derrida
d) Politischer Messianismus und Missionarismus des
US-Amerikanismus
e) 9/11 und die Überlebensfähigkeit und Überlebenswürdigkeit des
Westens
f) Mentaler Neubeginn der Berliner Republik
g) Metaphysisch-religiöse Verankerung der Europäischen Verfassung
III Kritische Analyse
a) Monarchische Vernunft und monotheistischer Gottesglaube
b) Grammatik des Glaubens als heilende und rettende
Unterscheidung:
c) Das humanisierende Potential des Mensch gewordenen Gottes
d) "Allein im Polytheismus liegt das Heil"?
e) Gerechtfertigtes Vertrauen?
IV Postmoderne Träume und ihre
Realität in Christus
a) Verzicht auf monarchische Vernunft als Verzicht auf Vernunft
überhaupt?
b) Verzicht auf "Applaus" als Verzicht auf "Anerkennung"
überhaupt?
c) Verzicht auf Interpretation als Mittel der Selbstbehauptung?
d) Verzicht auf Selbst-Behauptung um den Preis
"lebenslänglicher Enthauptung"?
e) Verzicht auf Kommunikation und Sozialität als Preis von
"Unverwundbarkeit"?
f) Verzicht auf Sinn der Welt um den Preis ihrer Absurdität?
g) Verzicht auf Normalität als einzig angemessene Lebensform in
einer verrückten Welt?
h) Verzicht auf Urteile als Preis der Gewaltlosigkeit
Schlußappell