Vikar Ulrich Beuttler, Simmozheim:
Gestörte Gemeinschaft

Das biblische Verständnis der Sünde und des Bösen


  1. Einführung: Sünde heute:
    • Moralisierung und Ästhetisierung = Bagatellisierung und Verharmlosung,
    • Verkennung der Realität, Objektivität und Macht der Sünde
    • Verkennung des Sünder-Seins
  2. Die Sünde als "Erbsünde" nach Ps 51
    Exegese von Ps 51 führt zu hermeneutischen Grundentscheidungen bzgl. Wesen und Erkenntnis der Sünde.
    • Lawinencharakter der bösen Tat entgegen dem Willen des Täters
    • Sündenerkenntnis erst durch Predigt = Wort Gottes, nicht durch moralische Selbstprüfung, vollständige Auflistung der Taten oder Selbstzerknirschung. Entspricht Luthers Verständnis (ASm 1536) gegen das ma-katholische.
    • Böse Tat vereinzelt, reißt aus Volkszusammenhang heraus. Ebenso Sündenerkenntnis nur als "ich" möglich. Individuiertes "ich" ist biblisch Sünder-Ich.
    • Negativität der Sünde als Böses erst von Vergebung her konturiert.
  3. Die Hauptbegriffe für Sünde
    • (chatat) Zielverfehlung
    • (awon) Krümmung, Verkehrung
    • (päscha) Rebellion
    • (chamas) Gewalttat
  4. Exegese Gen 3
    • Das Gebot 2,16f
    • Die Gemeinschaft 2,18-25
    • Verführung und Übertretung 3,1-6
    • Die Scham 3,7
    • Versteckspiel 3,8-13
    • Verfluchung 3,14-19
    • Vertreibung 3,20-24
    • Zusammenfassung: Sünde als Unglaube, Mißtrauen, Lüge. Folge: Störung der Gottes- und Mitmenschbeziehung, Vereinsamung.
  5. Exegese Röm 7
    Sünde als Widerspruch der menschlichen Existenz, Verlust der Selbstbestimmung, Begierde.
  6. Systematisierung
    Sünde als Störung des Gottes-, Selbst- und Weltverhältnisses (Tillich: Entfremdung von Gott, sich und Mitmensch):
    • Sünde als Unglaube (Luther)
    • Sünde als Verzweiflung (Kierkegaard)
    • Sünde als Hybris und Konkupiszenz (Augustin)